Mittwoch, 30. Juli 2014

Verirrte Schweizer, stockende Motoren und eindrückliche Felsformationen

Sonntag 27. Juli
Der Sonntag stand nach der anstrengenden Woche ganz unter dem Motto Regeneration. Da unser Medical Report eine durchaus ansehnliche Anzahl von Personen mit kleineren und grösseren Gebrechen führte, blieben die meisten von uns nach dem Frühstück im Guesthouse und frönten sich der ausgiebigen Körperpflege oder einer ausgedehnten Jass Runde. Andere wiederum, wir verzichten ganz absichtlich auf Nennung des Namens, entschieden sich, einige Zentimeter ihres Afro-Look beim einem peruanischen Star-Hair-Designer schneiden zu lassen. Das an sich wäre noch keiner besonderen Erwähnung wert. Nur das der Herr nach Lassen seiner Haare den Rückweg nicht mehr fand, selbsterklärend hatte er weder ein mobiles Telefongerät noch etwas anderes als US Dollars dabei. Mit traumwandlerischer Sicherheit verirrte er sich natürlich noch in das einzig gefährliche Quartier in der Nähe. Die Jass Runde wurde jäh unterbrochen, eine Peruanerin meldete uns von ihrem Telefon aus, dass ein verlorener Sohn sich gerade an einem unpässlichen Ort befände und es sich hierbei um eine für Touristen gefährliche Gegend handle. Einige Irrungen und Wirrungen später kehrte ein um ein paar Haare erleichterter und ein Erlebnis reicherer zum Guesthouse zurück. Als also die ganze Gruppe beisammen war, fuhren wir nach Chosico zu Verwandten von Celina, wo wir zum Abendessen geladen waren. Das Essen war wunderbar und da wir niemanden verloren haben und sich auch niemand unerlaubter Weise von der Gruppe entfernt hatte, war die Rückfahrt problemlos.

28. Juli – Die Reise
Bereits um 07.45 starteten wir unsere grosse Reise nach Huariaca. Im Weg auf der nur 350 km langen Fahrt stand eigentlich nur der Ticlio Pass. 4818 m.ü.M.. Das hiess, einen 18-Jährigen Toyota Bus mit 10 Personen plus Gepäck gefüllt, 4‘700 m eine Bergstrasse hochjagen. Unser NFZ-Mechaniker Daniel rechnete uns natürlich vorgängig noch aus, dass die Motorenleistung normalerweise pro 100 Meter Höhenunterschiede um 1% abfällt. Als wir uns nach 5 Stunden in der Passnähe befanden, quälten wir uns also mit halber Motorenleistung, gefühlten 25 PS, im Schneckentempo die letzten Kurven hoch. Oben angekommen wurden zuerst mal die Unihockeystöcke ausgepackt und ein spontanes Spiel angesetzt. Ohne Sauerstoff ziemlich anstrengend und erst die Hälfte der Reise geschafft….Nach einer Mittagsrast, es gab frische Forellen, gebraten, gekocht und frittiert, hustete der Toyota das erste Mal. Mit einigem guten Zureden, schafften wir es, dass wieder das gewohnte Schwarz aus dem Auspuff kam und wir die Fahrt weiterführen konnten. Stunden später, es war schon dunkel, kamen wir alle ziemlich nudelfertig in Huariaca, 2‘800 m.ü.M. an. Dort erwartet uns Annemarie mit Suppe und Wienerli, allerdings waren einige durch die Höhenkrankheit angezählt, nicht mehr in der Lage, flüssige oder feste Nahrung zu sich zu nehmen. Alle waren aber ziemlich schnell im Bett.


29. Juli 14
Nach einem Ohr voll Schlaf und einem grosszügigen Frühstück, einige litten immer noch unter den Nachwehen der Höhe, machten wir uns wiederum mit unserem 18-jährigen Toyota Richtung Bosque de Piedras unterwegs. Nach einer vergleichsweisen kurzen Fahrt von fast 2 Stunden kamen wir auf 4‘200 m.ü.M. am Ziel an. Die folgenden Stunden verbrachten wir mit dem Bewundern der wunderbaren Hochebene mit ihren pittoresken Gesteinsformen. Das Mittagsessen nahmen wir an einem romantischen Bergsee zu uns. Danach begann der Spass aber erst richtig. Dieses Mal weigerte sich unser Toyota standhaft, das gewohnte Schwarz aus dem Auspuffrohr zu pusten. Auch anstossen überzeugte den Motor nicht, seinen gewohnten und auch geforderten Dienst aufzunehmen. Somit half nur eines, Annemarie musste mit ihrem chinesischen SUV, Marke in Europa unbekannt, abschleppen. Bidu und Emanuel knoteten ein Bergsteigerseil gekonnt und fachmännisch zusammen und los ging es. Bei einem Zwischenhalt wurde dann mal so richtig männlich die Motorhaube aufgemacht, und diverse Begriffe im Motorenjargon hin und her gewechselt. Nicht das geholfen hätte, natürlich. Aber wir Männer machen das fast so gerne wie grillieren. Also wurde entschieden, dass der Toyota Bus bis zum nächsten grösseren Dorf abgeschleppt wird. Eine Gruppe, ausgerüstet mit Schweizer Sackmesser, Wasser für drei Tage und einer Tüte Traubenzucker sollte zu Fuss der Strasse folgen und später, sofern nicht verirrt (der Mann mit der Afro-Frisur setzen wir zu Sicherheit in ein Fahrzeug) vom China-Mobil aufgelesen werden. Die sich im Toyota Bus befindenden versuchten es dann doch noch mal mit einem Stossgebet, und siehe da, während dem Abschleppen, erbarmte sich der Motor und blies üppig das übliche Schwarz aus. Die Wandergruppe, immer noch mit Schweizer Sackmesser, Wasser für 3 Tage und einer unverbrauchten Tüte Traubenzucker konnte nach einem 278 Metern hartem Fussmarsch aufgelesen werden. Somit konnten wir uns auf den Rückweg nach Huariaca machen. Diese Fahrt war bis auf einen wohl der Höhenkrankheit zuzuschreibenden, notfallmässigen Stopp ziemlich ereignislos. Nach einem typisch peruanischen Nachtessen, musste der nächste Tag vorbereitet werden, und wieder einmal durfte ich völlig zufällig ausgewählte Wörter in die richtige Reihenfolge bringen.



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