Sonntag, 10. August 2014

Goodbye Peru

Als hätten wir es bei der Wahl des letzten Blogtitels geahnt. Das Ende in Trujillo sollte noch nicht das Ende des ganzen Einsatzes sein. Zurück in Lima erlebten wir noch einmal einen ereignisreichen Tag.
Mit etwas Verspätung trafen wir sicher in Lima ein. Unser Partner in Lima war schon wieder voller Einsatz dabei und erwartete uns bereits am Busterminal. Kurz darauf holperte unser geliebter Toyotabus. Dies aber nicht wie gewohnt wegen der Bodenwellen, sondern weil beim einen Hinterrad die Luft fehlte. Noch einmal zeigte sich, dass das Peruteam eine tolle Einsatztruppe ist. Ähnlich schnell wie in der Formel 1 wurde das Rad gewechselt. Danach ging es zum Guesthouse, wo für die Einsatzleitung schon der nächste Termin wartete: Ein Treffen mit der Leiterin der Schweizer Handelskammer, welches eine Folge des Besuches auf der Schweizer Botschaft vom 1. August war.. Bei einem guten Kaffee konnte dort etwas Networking betrieben werden.  


Den Nachmittag nutzen die meisten Teammitglieder zum Einkauf von Souvenirs. Das Teammitglied mit der Afrofrisur konnte sich dabei sogar einen lang ersehnten Wunsch erfüllen und kehrte rechtzeitig mit einer Orangenpresse zurück. Drei Teammitglieder besuchten noch einmal den Sportplatz im Quartier „La Mina“. Mittlerweile war der ganze Sportplatz betoniert. Als wir zum Platz hochstiegen hörten wir bereits Kinderlachen. Oben angekommen sahen wir vier Mädchen, welche auf dem Platz mit einem etwas platten Ball spielten. Da wir auch einige Unihockeystöcke dabei hatten, wurde die Sportart schnell gewechselt. Ein paar weitere Kinder kamen dazu, so dass wir schliesslich zusammen mit neun Kindern ein wenig Unihockey spielten. Die Kinder hatten grossen Spass und fragten uns, ob wir am nächsten Tag auch wieder kommen werden. Diese Frage mussten wir leider mit Nein beantworten, was uns etwas  wehmütig stimmte und uns daran erinnerte, dass unsere Zeit in Peru sich nun endgültig dem Ende nahte. Die Freude darüber, dass sich aber bereits Kinder auf dem Sportplatz vergnügten, obwohl das Bauprojekt noch gar nicht abgeschlossen ist, überwog.


Nach einem letzten feinen Essen in einem mehrbesseren Restaurant fuhren wir an den Flughafen. Das Gepäck konnte für einmal problemlos eingecheckt werden, unser verletztes Teammitglied Jonas allerdings durfte, weil seine Unfall noch keine 7 Tage her war, nur nach langen Diskussionen mitfliegen. So machte man sich nach dem Check-In auf den Weg zur Sicherheitskontrolle. Vor dieser wartete noch einmal eine riesige Überraschung auf uns. Nicht weniger als neun (!) Trainerinnen und Trainer aus dem Kurs in Lima liessen es sich nicht entgehen uns noch einmal zu sehen und sich persönlich zu verabschieden! Dazu wurden wir mit Geschenken überhäuft. Es war eindrücklich zu sehen, was ihnen unser Kommen und unsere Zeit, welche wir mit ihnen verbrachten bedeutet.


Auch von Tobias und zwei Teammitglieder mussten wir uns verabschieden. Daniel und Celina werden selber zurück in die Schweiz reisen. So machten sich die restlichen sechs Teammitglieder auf die Rückreise. Mit vielen eindrücklichen Erlebnissen im Gepäck, welche hoffentlich noch lange nachklingen werden. Insgesamt konnten in der Zeit in Peru 18 neue Trainer ausgebildet werden, 11 besuchten zum zweiten Mal den Trainerkurs und  acht neue Projekte wurden gestartet. Ein herzliches Dankeschön geht an alle, welche dies möglich gemacht haben. Zuerst einmal dem genialen Einsatzteam, welches sich optimal ergänzte und vollen Einsatz zeigte. Weiter unseren Partnern vor Ort, welche dafür sorgten, dass vor Ort alles klappte und wir uns optimal auf unseren Teil der Arbeit konzentrieren konnten. Und natürlich bedanken wir uns auch bei euch Daheimgebliebenen, welche in Gedanken bei uns waren und unseren Einsatz in diesem Blog mitverfolgt haben.

Freitag, 8. August 2014

Alles hat ein Ende nur Peru hat zwei!

Jetzt stand schon der letzte Tag in Trujillo vor der Tür. Mit Länderspiel, Diplomübergabe und Rückreise hatten wir den ganzen Tag bereits verplant. Als wir am Mittwoch ein Projekt in Largo besuchten, fanden wir einen qualitativ einwandfreien Platz vor. Spontan entschieden wir uns, das letzte Training mit anschliessendem Länderspiel an diesem Ort abzuhalten. Auf der nahezu einstündigen Busfahrt offenbarten die Peruaner ihr musikalisches Talent und untermalten die ansonsten nicht so interessante Busfahrt mit verschiedensten peruanischen Gesängen. Auch wir Schweizer liessen uns von der Fröhlichkeit mitreissen und begleiteten die Lieder rhythmisch gekonnt, indem wir unsere Hände aufeinander prallen liessen. Das lang ersehnte Unihockeyländerspiel übertraf sämtliche Erwartungen seitens der angereisten Zuschauer.  Auf beiden Seiten konnte man brillante, ja fast schon weltklasseniveauartige Spielzüge bestaunen. Nach einem Abnützungskampf der Superlative leuchtete die Spieltafel nach abgelaufener Spielzeit ein positives Ergebnis zu Gunsten der weit angereisten Equipe aus dem Herzen Europas auf. Speziell zu erwähnen ist die Abgebrühtheit von Jürg „Tschügge“ Hofer, welche deutlich aufflammte, als er eiskalt einen mustergültigen Konter erfolgreich zu Ende führte. Kurzum wechselte man die Sportart unter Beibehaltung der beiden Spielnationen und setzte das berühmte runde Leder in die Spielfeldmitte. Unter tosendem Applaus der Matchbesucher konnten auch hier zauberhafte, einstudierte und hochkarätige Kombinationen genossen werden. Das Skore wird aus Respekt vor den technisch versierteren Einzelspielern aus Peru nicht veröffentlicht. Besten Dank für ihr Verständnis ;-)



Nach der wiederum unterhaltsamen Retourné durften wir ein letztes Mal unsere Bäuche mit einem kulinarischen Kunstwerk der Küchenmannschaft belohnen. Wohlgenährt trafen alle in der halbmondangelegten Sofalandschaft ein. Als es sich ausnahmslos jeder bequem und gemütlich gemacht hatte, durfte der offizielle Teil in Form der Diplomübergabe beginnen. Diese Aufgabe wurde vom Projektleiter Bidu routiniert und leidenschaftlich vollzogen. Kaum war die Toblerone in den peruanischen Gepäckstücken verstaut, stand die tränenreiche Abschiedszeremonie bevor. Dabei schrumpfte leider auch die fest zusammengeschweisste Schweizertruppe. Nach einfühlsamem Gruppenknuddeln verliess uns Tropenarzt Fabienne in Richtung Norden.

Als Belohnung für die tadellose und einwandfreie Teamleistung spendierte uns ein Gönner, welcher namentlich nicht erwähnt werden möchte, einen Besuch in der örtlichen Pizzeria. Daraufhin startete der Nachtbus seinen Motor und liess die Räder Richtung Lima rollen.

Donnerstag, 7. August 2014

Wer anderen einen Vogel gräbt, hat Gold im Mund

Die letzten beiden Tage waren intensiv, sehr intensiv sogar. Da man für den Trainerkurs in Trujillo nur knapp vier Tage Zeit hat, sind diese bis zum Rand gefüllt. So besuchte man beispielsweise bereits am Montagabend mit einem Teil der Kursteilnehmer das Training in Laredo, einem Vorort von Trujillo. In diesem Quartier wurde seit dem ersten Trainerkurs in Trujillo vor einem Jahr wohl am meisten Unihockey gespielt. Einige der Kids gingen mit Stock und Ball dann auch schon ziemlich gekonnt um. Das Training wurde von Christiam geleitet. Einem 21-Jähirgen, welcher die Verantwortung für den Unihockeysport in diesem Bezirk hat. Es ist beeindruckend zu sehen, mit welchem Herzblut der junge Mann diese Aufgabe wahrnimmt.


Die Intensität der Trainingstage zwei und drei war dann nicht mehr so hoch wie am ersten Tag. Dies lag einerseits an den schwindenden Kräften der Peruanischen Kursteilnehmer und zum anderen an der aufkommenden Meeresbrise. Am Mittwoch war der Wind auf dem Trainingsgelände am Strand so stark, dass der Ball bei einem Freistoss nicht mehr ruhend gesetzt werden konnte. So waren diejenigen Schweizer, welche nicht gerade die Trainingseinheit leiteten, damit beschäftigt, die vom Winde verwehten Bälle auf dem rieseigen Parkplatzgelände zusammenzusuchen. Als man mit einem Tschi-ai-ai-Warm-Up die Müdigkeit aus den Körpern vertrieben und die Bälle unter Kontrolle gebracht hatte, fand sich schliesslich noch ein Pelikan auf dem Spielfeld ein. Diesem konnte aber bald einmal klar gemacht werden, dass er für diesen Sport nun wirklich nicht geeignet ist. Er beschränkte sich anschliessend auf die Rolle des interessierten Zuschauers.
Nach den Trainingseinheiten standen am Dienstag, wie am Mittwoch noch Trainingsbesuche bei den verschiedenen  Projektorten an. Die Kursteilnehmer übten sich dabei in der Gestaltung der Trainings. Die Vorbereitung braucht noch etwas viel Zeit, aber die Trainings selber waren sehr erfreulich. Und der erkennbare Fortschritt ist enorm.  Dauerte die Planung der beiden Training am Dienstag noch jeweils 45 Minuten, so war am Mittwoch das Training im Quartier von Largo nach 20 Minuten geplant! Besonders spannend war die Situation, als Kursteilnehmerin Masako das Training startete. Im Trainerkurs hatte diese kaum ein Wort gesagt und glänzte auch mit den Unihockeytechnischen Fähigkeiten nicht gerade besonders. Als sie aber mit den Kids auf dem Platz stand, war diese kaum mehr wieder zu erkennen. Freundlich aber bestimmt, organisierte sie das Training in einer Selbstverständlichkeit. Die anwesenden Schweizer trauten ihren Augen nicht und fragten sich, ob dies wirklich dieselbe Person sei.  Einfach unglaublich und für uns ein gutes Beispiel dafür, dass man das Potenzial, welches in den Kursteilnehmern steckt erkennen sollte und nicht ihre Mängel!



Zum Abschluss der beiden Kurstage gab es am Abend noch einen Theorieblock. Bei diesem konnten den Teilnehmern Feedbacks zu ihren Trainings gegeben und die wichtigsten Punkte unserer Arbeit noch einmal betont werden. Die Tatsache in einem Camp mit den Kursteilnehmern rund um die Uhr zusammen zu sein, gibt dem Kurs eine besondere Tiefe, sorgt aber auch dafür, dass die Kräfte langsam schwinden. Für den abschliessenden Trainingstag  inklusive Länderspiel sollten diese aber noch reichen.




Dienstag, 5. August 2014

Sonne, Strand und Trainerkurs

Kurz nach Mittag verliessen wir vergangenen Samstag Lima und machten uns mit einem Luxusliner der Extraklasse auf den 10-stündigen Weg nach Trujillo. Am Busterminal gab es keinerlei Probleme mit unserem Material, obwohl wir zu viele Gepäckstücke hatten. Die Fahrzeit mit dem Bus wurde verschiedentlich zu Tode geschlagen. Während die einen eine Portion Schlaf tankten, schauten die anderen eine Unmenge von englisch- und spanischsprachigen Filmen. Gerüchteweise konnte ein Teamleitungsmitglied in der folgenden Nacht nicht ohne Albträume schlafen, da es sich einige Horrorfilme zu Gemüte führte… Sehenswert war während der ganzen Fahrt auch die Küstenlandschaft des Pazifiks. Endlich sahen wir das Meer bei strahlend blauem Himmel ;-)
Um 10 Uhr abends erreichten wir und sämtliches Gepäck Trujillo. Dabei wurden wir bereits von Jürg Hofer, unsere Kontaktperson vor Ort, und zwei Kollegen von ihm erwartet. Nach einer Viertelstunde erreichten wir unsere Unterkunft im Gebiet Huanchaco. Nach einigen Informationen von Jürg Hofer und unserer Gastmutter bezogen wir unsere Zimmer und gönnten uns ein Ohr voll Schlaf.

Um 8 Uhr wurden wir zu Tisch gebeten, wo bereits ein ausgiebiges Morgenessen auf uns wartete. Danach holte uns Jürg Hofer ab, um mit unserem Programm zu starten. An diesem Tag durften wir nämlich am Morgen und Abend unsere Arbeit mit Unihockey für Strassenkinder an zwei verschiedenen Orten vorstellen. Dabei entschieden sich erfreulicherweise noch einige Peruaner spontan für die Teilnahme am Trainerkurs. Ja, Flexibilität und Spontanität gehört einfach zum Leben der Südamerikaner dazu… ;-) Dies werden unsere Artgenossen aus der Schweiz, welche derzeit in Ecuador im Einsatz stehen, auch schon bemerkt haben?!
Dazwischen verköstigten wir uns in einem feinen Restaurant unter freiem Himmel. Dabei fanden auch zwei Meerschweinchen („Guy“), welche wir in Lima liebevoll grossgezogen und gemästet haben, den Weg via Fritteuse auf unsere Teller. Somit haben wir auch dieses Unterfangen abgehakt und spätestens jetzt mit den Ecuadorianer gleichgezogen. Danach blieb noch genügend Freizeit, bis das – erwähnte – Abendprogramm startete. Diese Zeit verbrachten wir als komplettes Team an der Küste von Huanchaco. Uns wurde dabei eine wunderbare Naturkulisse geboten: Sonnenschein, blauer Himmel, Meer, Wellengang, Sandstrand. Was will man nach einer gefühlten Ewigkeit im nebelverhangenen Lima ohne eigentlichen Sonnenstrahl mehr?
Fünf Waghalsige entschieden sich spontan, den schönen Wellengang nicht nur als Badegäste sondern als Surfer zu geniessen. Eine Surfbrettvermietung war schnell gefunden.  Rund eine halbe Stunde und eine bombastische Monsterwelle später hatten die zwei Surf-Neulinge für diesen Tag bereits genug. Die verbliebenen Übermütigen gönnten sich noch ein paar Babywellen.
Dieser Sonntag bereitete uns als Team grosse Freude und wir konnten genügend Energie für die kommende Trainingswoche tanken.

Am Montag starteten wir pünktlich mit dem Trainerkurs in Trujillo. Als wir beim Trainingsplatz, ein überdimensionaler Parkplatz in unmittelbarer Nähe zum Meer, eintrafen, fanden wir dort eine junge, motivierte Truppe vor. Einige von ihnen besuchten bereits letztes Jahr den Trainerkurs. Nach gegenseitigem Kennenlernen begannen wir bei hitzigen Temperaturen und Sonnenschein mit dem Training. Diese klimatischen Verhältnisse waren für uns sehr gewöhnungsbedürftig, da wir uns dies gar nicht – mehr – gewohnt sind. Der Start in die Trainingswoche verlief optimal. Die Kursteilnehmer waren voller Elan bei der Sache. Am Nachmittag gestalteten sie das Warm-up bereits selber. Nach drei intensiven Trainingseinheiten stand am späten Nachmittag abschliessend noch eine Theorielektion an. Während dieser schliefen jedoch einige der Kursteilnehmer ein. Für uns ein positives Zeichen, dass die Trainings kräfteraubend und die Peruaner mit vollem Einsatz dabei waren. So macht unsere Arbeit Spass.



Trotz des lässigen Trainingstags gab es an diesem Tag doch noch einen kleinen Wermutstropfen. Während der Freizeit zog es zwei der Übermütigen wiederum an den Strand zum Surfen. Bei einem Zwischenfall bei Wellengang verletzte sich der eine, das Teamleitungsmitglied mit den Albträumen, am Fuss. Die Wunde musste nach längerem Arztaufenthalt sogar genäht werden. Dass es sich bei den Übermütigen um zwei erprobte Surfer handelt, ist eine Randbemerkung… Der Lädierte hatte jedoch seinen Humor nicht verloren, wie seine Rückkehr zeigte. Somit ging wiederum ein ereignisreicher Tag zu Ende.

Samstag, 2. August 2014

1. Augustfeier auf Peruanisch?

Nach einer erholsamen Nacht im Guesthouse  in Lima stand der letzte Besuch eines Unihockeyprojektes in Lima auf dem Programm. Der Zeitplan war ehrgeizig, stand doch gleich danach der Besuch auf der Schweizer Botschaft an. Um 11 Uhr trafen wir im Viertel von El Augustino Magdalena und Esther, welche gestern zum ersten Mal mit ihren Kids den neuen Sport ausprobierten. Nach der Begrüssung wollte das Training zuerst nicht so recht in Gang kommen. Die beiden Trainerinnen aus dem Kurs hatten sich plötzlich aus dem Staub gemacht und so übernahmen kurzum die Schweizer die Trainingsgestaltung. Kurze Zeit später konnte die Leitung aber doch noch in peruanische Hände übergeben werden. Benjamin, der Bruder von Magdalena leitete anschliessend mit Unterstützung von Esther die Trainingseinheit. Es war toll zu sehen, wie die Kinder mit Freude dem löchrigen Objekt nachjagten. Eigentlich war es bereits an der Zeit uns auf den Weg zur Botschaft zu machen, das abschliessende Spiel konnten wir uns aber nicht entgehen lassen. Bei diesem fielen die Tore wie reife Früchte. Dies lag allerdings nicht nur am Talent der Stürmer, sondern hauptsächlich an den grossen Toren und den kleinen Torhütern.


Als wir etwas später in der Schweizer Botschaft eintrafen, war der offizielle Teil mit Nationalhymne und Reden bereits vorbei. Dies störte uns allerdings nicht allzu sehr, wurde doch gerade in diesem Moment das Buffet eröffnet. Und dieses konnte sich durchaus sehen lassen. So genoss man die Köstlichkeiten und mischte sich unter die High Society der Schweizer in Peru. Dabei konnten vom Konsul, über den Botschafter, bis hin zum Model alle über unsere wertvolle Arbeit mit den Strassenkindern informiert werden. Das Eis brachen dabei jeweils unsere beiden Thurgauer, welche  mit ihren Appenzeller-Leibchen die Aufmerksamkeit auf sich zogen.


Die angefangenen Gespräche wurden am Abend im Club Suizo bei 1. Augustfeuer, Bratwurst, Raclette und Feuerwerk weitergeführt. Damit verlief der 1. August wohl schweizerischer als in der Heimat selbst. Nun erwarten wir mit Spannung, was sich aus diesen Begegnungen alles entwickeln wird. Wir selber machen uns in wenigen Minuten auf den Weg nach Trujillo, wo unser zweiter Trainerkurs am Montag startet. Wir sind gespannt, was wir dort alles erleben werden und halten euch, liebe Leser, gerne auf dem Laufenden.

Donnerstag, 31. Juli 2014

Kleinfeldtraining mit 80 Kids, Lampenfieber, treues 18-jähriges Vehikel




Nach einem verhältnismässig langen Schlaf von rund 9 Stunden klopfte der Mittwoch an die Tür. Das Gros der Einsatzteilnehmer nutzte den Schlaf, sich von ihren Leiden und Gebrechen zu erholen. Dies war auch dringend nötig, da an diesem Tag ein gedrängtes Programm auf uns wartete. Wir wurden nämlich bereits um halb 9 Uhr auf dem Gelände der evangelischen Privatschule in Huariaca erwartet, in welcher Alex, letztjähriger Kursteilnehmer, Sportlehrer ist. An diesem Tag fand für die rund 300 Schülerinnen und Schüler der traditionelle Sporttag mit anschliessender Talentnacht statt. Während dem Sporttag durften wir zwei Trainingseinheiten à je 90 Minuten mit den Kids durchführen. Zuerst mit den rund 160 Primarschülerinnen und -schüler, danach mit den rund 140 Sekundarschülerinnen und -schüler. Dabei standen uns zwei Spielfelder in der Grösse eines Klein- und Grossfeldes zur Verfügung. Bevor wir mit den Trainings beginnen konnten, teilten wir die Horde Kids jeweils in zwei Gruppen auf. Es zeigte sich schnell, dass es gar nicht mal so einfach ist, mit bis zu 80 Kindern ein geordnetes Training auf einem Kleinfeld durchzuführen. Jedoch meisterten wir auch diese Herausforderung und wurden dafür von den Kids mit tollem Einsatz und lachenden Gesicherten belohnt. Nach den gelungenen Trainingseinheiten prasselte eine riesige Welle von Autogramm- und Fotowünschen auf uns ein. Obwohl sich fast niemand eine Autogrammstunde gewohnt war, wurde auch diese Aufgabe mit Bravour gemeistert. Dafür wurden wir von den Lehrerinnen und Lehrern mit einem bombastischen Mittagessen belohnt, welches wir gemeinsam einnahmen. Bevor am Nachmittag das Training und Exhibition-Spiel mit den „Professores“ über die Bühne gehen konnte, war eine Mittagspause mit kurzer Siesta dringend nötig. Wie sich später beim Exhibition-Spiel zeigte, wurde diese von den Schweizern zur optimalen Matchvorbereitung genutzt. Nachdem das Mixed-Spiel 1:1 endete, forderten uns die peruanischen „Professores“ zum bereits klassischen Länderspiel auf. Dabei behielt die CH-Selecao die Überhand und gewann nach harter Gegenwehr seitens der Peruaner zu Null. Nach dem Handshake und obligatorischen Gruppenfoto war der sportliche Teil für diesen Tag beendet. Wer jetzt jedoch denkt, dass dies bereits Feierabend bedeutet, hat sich arg getäuscht… Dies war nämlich der Startschuss für die Talentnacht der verschiedenen Schulklassen. Dabei wurden den rund 800 anwesenden Angehörigen während 4 Stunden diverse Darbietungen präsentiert. In der Hälfte durften auch wir einen Showact zum Besten geben und über unsere Unihockeyarbeit berichten. Wir entschieden uns trotz leichtem Lampenfieber - die Wenigsten von uns haben in der Vergangenheit schon einmal vor so vielen Leuten gesungen - spontan für „es Buurabüebli“. Nach etlichen weiteren Fotowünschen endete für uns so ein ereignisreicher und prägender Tag.



Am Donnerstag wartete die Rückreise mit dem 18-jährigen Toyota auf uns. Deshalb wurde die Tagwache auf 6 Uhr festgelegt. Nach kurzem Schlaf tankten wir während dem Morgenessen Energie für die lange Fahrt nach Lima. Danach verabschiedeten wir uns von Annemarie und setzten uns in unser Vehikel. Glücklicherweise liess uns dieses nicht im Stich und startete den Motor wunschgemäss. Somit stand einer erfolgreichen Fahrt nur noch der Ticlio-Pass im Weg. Die Fahrzeit nutzten alle vornehmlich zum Schlafen. Nach zwei Zwischenstopps bei Celinas Verwandten, wo wir wiederum reichhaltig verköstigt wurden, kamen wir noch bei Tageslicht wohlbehalten in unserem Guesthouse in Lima an. Dabei ein grosses Dankeschön an unseren unermüdlichen Taxidriver Tobias. Spontan entschieden sich unsere Starköche für ein Abendessen der nicht-peruanischen-Art und zauberten uns ein wunderbares Spaghetti-Carbonnara-Gericht auf den Teller. Eine willkommene Abwechslung in mitten von Reis, Kartoffeln und Hühnchen. Als alle satt waren, liessen wir die zahlreichen Eindrücke von unserer Huriaca-Zeit bei einem süssen Dessert Revue passieren.

Mittwoch, 30. Juli 2014

Verirrte Schweizer, stockende Motoren und eindrückliche Felsformationen

Sonntag 27. Juli
Der Sonntag stand nach der anstrengenden Woche ganz unter dem Motto Regeneration. Da unser Medical Report eine durchaus ansehnliche Anzahl von Personen mit kleineren und grösseren Gebrechen führte, blieben die meisten von uns nach dem Frühstück im Guesthouse und frönten sich der ausgiebigen Körperpflege oder einer ausgedehnten Jass Runde. Andere wiederum, wir verzichten ganz absichtlich auf Nennung des Namens, entschieden sich, einige Zentimeter ihres Afro-Look beim einem peruanischen Star-Hair-Designer schneiden zu lassen. Das an sich wäre noch keiner besonderen Erwähnung wert. Nur das der Herr nach Lassen seiner Haare den Rückweg nicht mehr fand, selbsterklärend hatte er weder ein mobiles Telefongerät noch etwas anderes als US Dollars dabei. Mit traumwandlerischer Sicherheit verirrte er sich natürlich noch in das einzig gefährliche Quartier in der Nähe. Die Jass Runde wurde jäh unterbrochen, eine Peruanerin meldete uns von ihrem Telefon aus, dass ein verlorener Sohn sich gerade an einem unpässlichen Ort befände und es sich hierbei um eine für Touristen gefährliche Gegend handle. Einige Irrungen und Wirrungen später kehrte ein um ein paar Haare erleichterter und ein Erlebnis reicherer zum Guesthouse zurück. Als also die ganze Gruppe beisammen war, fuhren wir nach Chosico zu Verwandten von Celina, wo wir zum Abendessen geladen waren. Das Essen war wunderbar und da wir niemanden verloren haben und sich auch niemand unerlaubter Weise von der Gruppe entfernt hatte, war die Rückfahrt problemlos.

28. Juli – Die Reise
Bereits um 07.45 starteten wir unsere grosse Reise nach Huariaca. Im Weg auf der nur 350 km langen Fahrt stand eigentlich nur der Ticlio Pass. 4818 m.ü.M.. Das hiess, einen 18-Jährigen Toyota Bus mit 10 Personen plus Gepäck gefüllt, 4‘700 m eine Bergstrasse hochjagen. Unser NFZ-Mechaniker Daniel rechnete uns natürlich vorgängig noch aus, dass die Motorenleistung normalerweise pro 100 Meter Höhenunterschiede um 1% abfällt. Als wir uns nach 5 Stunden in der Passnähe befanden, quälten wir uns also mit halber Motorenleistung, gefühlten 25 PS, im Schneckentempo die letzten Kurven hoch. Oben angekommen wurden zuerst mal die Unihockeystöcke ausgepackt und ein spontanes Spiel angesetzt. Ohne Sauerstoff ziemlich anstrengend und erst die Hälfte der Reise geschafft….Nach einer Mittagsrast, es gab frische Forellen, gebraten, gekocht und frittiert, hustete der Toyota das erste Mal. Mit einigem guten Zureden, schafften wir es, dass wieder das gewohnte Schwarz aus dem Auspuff kam und wir die Fahrt weiterführen konnten. Stunden später, es war schon dunkel, kamen wir alle ziemlich nudelfertig in Huariaca, 2‘800 m.ü.M. an. Dort erwartet uns Annemarie mit Suppe und Wienerli, allerdings waren einige durch die Höhenkrankheit angezählt, nicht mehr in der Lage, flüssige oder feste Nahrung zu sich zu nehmen. Alle waren aber ziemlich schnell im Bett.


29. Juli 14
Nach einem Ohr voll Schlaf und einem grosszügigen Frühstück, einige litten immer noch unter den Nachwehen der Höhe, machten wir uns wiederum mit unserem 18-jährigen Toyota Richtung Bosque de Piedras unterwegs. Nach einer vergleichsweisen kurzen Fahrt von fast 2 Stunden kamen wir auf 4‘200 m.ü.M. am Ziel an. Die folgenden Stunden verbrachten wir mit dem Bewundern der wunderbaren Hochebene mit ihren pittoresken Gesteinsformen. Das Mittagsessen nahmen wir an einem romantischen Bergsee zu uns. Danach begann der Spass aber erst richtig. Dieses Mal weigerte sich unser Toyota standhaft, das gewohnte Schwarz aus dem Auspuffrohr zu pusten. Auch anstossen überzeugte den Motor nicht, seinen gewohnten und auch geforderten Dienst aufzunehmen. Somit half nur eines, Annemarie musste mit ihrem chinesischen SUV, Marke in Europa unbekannt, abschleppen. Bidu und Emanuel knoteten ein Bergsteigerseil gekonnt und fachmännisch zusammen und los ging es. Bei einem Zwischenhalt wurde dann mal so richtig männlich die Motorhaube aufgemacht, und diverse Begriffe im Motorenjargon hin und her gewechselt. Nicht das geholfen hätte, natürlich. Aber wir Männer machen das fast so gerne wie grillieren. Also wurde entschieden, dass der Toyota Bus bis zum nächsten grösseren Dorf abgeschleppt wird. Eine Gruppe, ausgerüstet mit Schweizer Sackmesser, Wasser für drei Tage und einer Tüte Traubenzucker sollte zu Fuss der Strasse folgen und später, sofern nicht verirrt (der Mann mit der Afro-Frisur setzen wir zu Sicherheit in ein Fahrzeug) vom China-Mobil aufgelesen werden. Die sich im Toyota Bus befindenden versuchten es dann doch noch mal mit einem Stossgebet, und siehe da, während dem Abschleppen, erbarmte sich der Motor und blies üppig das übliche Schwarz aus. Die Wandergruppe, immer noch mit Schweizer Sackmesser, Wasser für 3 Tage und einer unverbrauchten Tüte Traubenzucker konnte nach einem 278 Metern hartem Fussmarsch aufgelesen werden. Somit konnten wir uns auf den Rückweg nach Huariaca machen. Diese Fahrt war bis auf einen wohl der Höhenkrankheit zuzuschreibenden, notfallmässigen Stopp ziemlich ereignislos. Nach einem typisch peruanischen Nachtessen, musste der nächste Tag vorbereitet werden, und wieder einmal durfte ich völlig zufällig ausgewählte Wörter in die richtige Reihenfolge bringen.